Wobei das falsch ist: Die BÜCHER hab ich verschlungen. Die Filme… nunja…

Alle Jahre wieder- die „Weihnachtsklassiker“ in der Glotze:

Hab ich was vergessen?

Winnetou!

Oder besser- die Karl May Verfilmungen, die zwischen 1962 und 1968 ins Kino kamen. Okay- die gibt’s auch gerne mal mitten im Jahr, wenn den Programmdirektoren gar nichts mehr einfällt.

Es gibt aber eine Sache, die mich stört
an all diesen Verfilmungen!

Ich wuchs auf mit Western wie „El Dorado„, „Die glorreichen Sieben„, „Der letzte Zug von Gun Hill„, „700 Meilen westwärts“ oder einer meiner Lieblinge – „40 Wagen westwärts“ mit dem großen Hans Clarin als Sprecher.
Und natürlich den ganzen Italowestern mit Clint Eastwood und des deutschen „Lieblings-Haudrauf-Duos“ Bud Spencer und Terence Hill.

Was sah man da?

Also jetzt außer schlagkräftiger Revolvermänner, die das Gesetz selbst in die Hand nehmen und sich bei Duellen gerne gegenseitig das Licht ausblasen.

Landschaft.

Imposante, großartige, gigantische Landschaft– vorzugsweise der Grand Canyon.

Und welche Farbe herrscht da vor?

ROT!

Warum ist das so?
Dazu bin ich in Geologie nicht Sattelfest genug.
Bei „Planet Wissen“ steht geschrieben:

Bis vor etwa fünf bis sechs Millionen Jahre war das Colorado-Plateau eine flache Wüste aus Sandstein.“

Quelle: https://www.planet-wissen.de/natur/gebirge/schluchten/pwiemythosgrandcanyon100.html

Da haben wir’s!

Sandstein!

Der Grand Canyon besteht überwiegend aus Sandstein. Deswegen isses da, wo die großen Western gedreht wurden, rot.

Rot! ROHOOOOT! Rot! Rot! Rot!

Durch welche Landschaften galoppiert Winnetou?

Weiß! Weiße bzw. hellgraue Felsen!

Heute weiß ich natürlich warum. Man drehte die Karl May Filme der „RIALTO-Film“ und „CCC-Filmkunst“ natürlich nicht in Amerika- sondern in Kroatien!

Was haben wir in Kroatien für eine Geologie?
Das Zeugs nennt sich Karst!
Karst besteht aus Kalkstein oder Dolomit-
und diese Steine sind hell, hellgrau bis weiß.

Das hat für mich als Kind jedenfalls nicht funktioniert- aber mach das mal dem siebenjährigen klar, der neben dir in der Klasse sitzt und ein beinharter Fan ist! Damals konnte ich das auch noch nicht so ausdrücken wie heute.

Also: natürlich hat man sich das als Kind angeschaut! Alleine schon, um auf dem Pausenhof mitreden zu können. Und natürlich wollte ich an Fasching (Gruppenzwang sei Dank) ein Cowboy sein.
So wie Old Shatterhand. Oder der andere… der auch in Hollywood nix rechtes wurde… der eine war „Ex-Tarzan“ Lex Barker (Old Shatterhand) und der andere… der den Old Surehand spielte… Stewart Granger!
Eine der letzten Rollen von Granger war 1987 in der ZDF Serie
Das Erbe der Guldenburgs„.

Jedenfalls- das mit der Landschaft triggerte mich schon damals.

Sorry- das sah für mich damals billig aus!
Tut es heute eigentlich immer noch…

Wie gewollt und nicht gekonnt.
Wie mit heißer Nadel hastig zusammengestrickt.

In den klassischen Western aus den USA, die in „Technicolor“ gedreht wurden, gabs strahlende, warme und gesättigte Farben.

Was wurde hier gezeigt? Karstlandschaften.
Wunderschöne, weiße, mit grünen Büschen gesprenkelte, kroatische Karstlandschaften. Mein erster Auslandseinsatz 1995 war in Kroatien – und ich habe auch Drehorte (die Krka-Fälle) von damals gesehen.
Jedenfalls: Weiß ist jetzt nicht unbedingt eine warme Farbe.
Schnee z.B. ist auch weiß.

Versteht mich nicht falsch:
Ich habe die Bücher gelesen und finde sie grandios. Tolle Literatur. Unbedingt lesenswert.

Vor kurzem habe ich mir einen, der weniger oft gezeigten, Winnetou-Filme angeschaut:

„Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“ (1968)

Der dürfte sogar der letzte der Karl May Verfilmungen mit
Pierre Brice und Lex Barker gewesen sein.
Zumindest ich kann mich nicht erinnern, den schonmal gesehen zu haben.

Wobei- die Handlungen sind sowieso austauschbar:
Es gibt einen Bösewicht, der irgendwas klauen will.
Winnetou sagt „Mein weißer Bruder.“
Old Shatterhand sagt „Mein roter Bruder.“
Dann gibts fein was auf die Zwölf, für die bösen Buben. Das „Hübschchen“ sinkt irgendeinem der Helden in die Arme.
Abspann. Mucke von Martin Böttcher.

Der einzige Lichtblick in dem Machwerk sind die legendären Ralf Wolter als ständig kichernder Sam Hawkens und Eddi Arent, der den Lord Castlepool, herrlich übertrieben britisch darstellt.
Dazwischen natürlich immer wieder die tragenden und schmalzigen Töne, des von Komponist Martin Böttcher geschriebenen, Soundtracks.

Seit den Kindertagen jedenfalls mehr als einmal gesehen- reicht eigentlich mittlerweile. Die Filme haben eine solide Fanbase:

Ich zähle mich jedenfalls nicht dazu. Sorry.

Allerdings, die köstliche Persiflage und Verneigung vor diesen Filmen von Michael „Bully“ Herbig aus dem Jahr 2001 finde ich einfach grandios!
Zu recht sind Teile und Zitate aus dem Film schon längst in die Popkultur eingegangen.