Peter

Am 02.04.2024 wurde Peter beerdigt.
Er war mein Cousin. Er war Familie. Er war ein Freund.

Für mich und sicherlich viele andere, war er sogar ein essentieller Teil der Familie, eben weil er war, wie er war.
Sein Vater – mein Onkel – sagte an seinem Grab zu mir

„Er war für dich auch ein Freund.“

Die Maske der Ruhe, die ich bis dahin auf der Beerdigung getragen- und die mich bis dahin schon Energie gekostet hatte- fiel in dem Moment!

Das war er wirklich! Ein Freund. Einer der wenigen.

Schön ist dann, wenn das eine und das andere, zusammen kommen.

Wir sahen uns nicht ständig, manchmal monate – oder gar jahrelang nicht – aber es war immer schön und lustig, wenn wir uns sahen. Manchmal war es auch nur zufällig bei einer Veranstaltung. In seinen Zwanzigern und Dreißigern zog er sich ein wenig von der Familie zurück. Ich erfuhr erst sehr viel später, das er in der Zeit einen weißen Scirocco gefahren hatte! Er kam nur selten zu Geburtstagen und man sah und hörte nur selten von ihm – oder besser, ich hörte nur selten von ihm.

Ein anderer Cousin war in der Zeit ab und zu mit ihm unterwegs. Den Spruch „Willst du gelten, mach dich selten!“ lebte er in dieser Zeit – zumindest was seine Verwandtschaft anging.
Er fuhr leidenschaftlich gerne Motorrad! In den 90ern zog er in Aschaffenburg-Damm in ein Haus, das einem seiner Motorradkumpels gehörte- und dort gab es an Silvester immer sehr feine und rauschende Partys. Ich nannte das immer „Die Kommune“. Ich glaube, ab 1998 war ich da ebenfalls regelmäßig zu Gast.
Er war einfach einer von denen, die man gerne um sich hatte und er hatte es gerne, wenn Leute um ihn waren.

Anders als ich selber, war er eher extrovertiert gelagert. Aber ich denke, wir mochten uns genau deswegen.

Meine persönliche Sicht auf ihn:

Er war der „Sonnyboy“ der Familie!
Wenn er lachte, ging irgendwie die Sonne auf.

Wenn wir beide zusammensaßen, kam über kurz oder lang immer wieder das Thema Bundeswehr auf.

Ich war Zeitsoldat und er hatte zu seiner Zeit freiwillig länger gedient. Ich glaube, er hätte sich auch gerne noch länger verpflichtet- und ich bin mir sehr sicher, dass er Karriere und es bis zum Berufssoldaten gebracht hätte. Wir hatten uns immer das eine oder andere zu erzählen.

Deswegen… und weil mir diese, vom großen Filmkomponisten Hans Zimmer geschriebene, Titelmelodie aus der HBO Miniserie „The Pacific“ den Tagen vor seiner Beerdigung immer im Kopf herumging, an dieser Stelle:
Honor [For Oboe And Strings]

In den 2010ern war ich das eine oder andere mal bei ihm Zuhause zu einem plausch und einem Tee. Ich lernte seine liebe Frau und seine beiden wunderbaren Töchter kennen.

Nach dem Motto „Unter jedem Dach ein Ach“ war natürlich auch hier nicht immer alles „Eitel Sonnenschein“ – wie es halt so ist, in Familien. Ich kenne aber zu wenige Details um sie hier wiederzugeben – bzw. würde sie hier nennen!
Dazu war ich zu dem Thema auch zu wenig eingebunden, in den Informationsfluss.

Als er schließlich seine Diagnose bekam, wusste er – so sehe ich das – das seine Zeit abläuft!

Aber er wusste diese Zeit optimal zu nutzen!
Er reparierte, was zu reparieren war. Er kittete „zerbrochenes Porzellan“ und festigte Beziehungen, die in den vergangenen Jahren oder Jahrzehnten gelitten hatten. Schön war eines meiner letzten Gespräche mit ihm, als ich ihn besuchte und mein Onkel auf seiner Couch saß und die letzten Minuten eines Fußballspiels schaute…
Wir sahen uns auch öfter auf der einen oder anderen Veranstaltung, meistens in Begleitung seiner tollen neuen Frau.

Zum Abschluss, will ich jetzt noch einen Gedanken niederschreiben,
der mir die letzten Wochen kam:

Peter hat gelebt! Und zwar im Wortsinn! Er hat sein Leben gelebt!
Auf „Wiktionary – Das freie Wörterbuch“ heißt es unter anderem:
„seine Existenz gestalten“
Das hat er.

Manch einem mag es egoistisch vorgekommen sein, wie er das gemacht hat. Aber es war immerhin sein Leben!

Es reicht nur für ein paar Runden
Für uns Volk hier unten
Und für jeden kommt der Tag
Wenn sie mich dann dereinst oben
Rügen oder loben
Ich hab gelebt, wie ich es mag

Leben so wie ich es mag (volker lechtenbrink)

Für uns, die ihn kannten und liebten, hinterlässt er eine unglaublich große und nur schwer zu schließende Lücke.

Requiéscat in Páce – RIP, Cousin & Freund.

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1 Kommentar

  1. Alex Barwinna

    John Lennon meinte: Leben ist das, was stattfindet, während Du andere Pläne machst.
    Lieber Thomas, Deine Worte sprechen mir aus der Seele. Ich denke, Peter hat auch Pläne gemacht, darüber jedoch nie zu leben vergessen. Aus allem schien er das Beste machen zu können – und mit seiner ansteckenden Art, seinem Lachen, seinem Frohsinn jeder Situation etwas Positives abzugewinnen.
    Er war einfach ein besonderer Mensch, eine Bereicherung. Für mich war er tatsächlich Familie, nicht „nur“ Freund.
    Um so mehr fehlt er nun, aber die Erinnerung an ihn lebt fort.
    Danke sehr für Deine schönen Zeilen!

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