Hier und da kommen Leute auf mich zu und sagen schlaue Dinge wie
„Ich würd gern so Leute auf der Straße fotografieren.“
Man nennt sowas „Streetfotografie“.
Ja… neeee… nette Idee… aber… neeeee!
Streng genommen haben wir uns als (deutsche) Bevölkerung dahin gehend konditionieren lassen, der spontanen, ungestellten Fotografie von Menschen im öffentlichen Raum das Stigma von krimineller Handlung zu verpassen. Und damit meine ich uns alle. Die mit, und die ohne Kamera. Ungenehmigte Veröffentlichung von Gesichterfotos ist per Gesetz eliminiert, und dieser Umstand ist mittlerweile in unser aller DNA angekommen, wie es scheint. Überspitzt zusammengefasst gilt häufig, die mit Kamera haben Hemmungen, die ohne Kamera haben Aggressionen.
Gefahren der Street-Photography – Vogelfrei mit Kamera
Es ist so! Der Gesetzgeber hat das sogar schon 1907 mit der ersten Version des Kunsturhebergesetzes geregelt.
Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie
KunstUrhG, Ausfertigungsdatum: 09.01.1907 (zuletzt durch Artikel 3 § 31 des Gesetzes vom 16. Februar 2001 (BGBl. I S. 266) geändert worden)
In Deutschland ist es keine prickelnd gute Idee puppenlustig in den Straßen herum zu spazieren und ungefragt Leute zu knipsen! Wobei das Fotografieren an sich, vielleicht gar nicht so das Problem wäre – sondern eher das, was danach mit den Bildern passiert bzw. ob oder wo sie veröffentlicht werden.
Ein unangenehm breites Feld an Problemen tut sich da auf! Der Vergleich mit einem Minenfeld ist da gar nicht so weit hergeholt.
Ein toller Artikel dazu:
https://www.fotowissen.eu/gefahren-der-street-photography/
Noch ein Zitat:
Wir Street Fotografen sind allesamt dem Kerker geweiht. Menschen ungefragt fotografieren, raubt deren Seele, und wer das tut, kann nichts Gutes im Schilde führen. Das Böse ist immer und überall und hat einen Namen: Streetfotografie!
Genau so kommt es einem vor.
Okay… natürlich… es gibt einen Haufen Spinner da draußen und man kann einem halt wirklich nur bis vor die Stirn schauen.
Es gibt aber auch diejenigen, die völlig unentspannt einen ständig mißtrauisch beäugen, wenn man eine Kamera nur in die Hand nimmt.
Vor einger Zeit fotografierte ich auf einer Brücke über einer Autobahn den Verkehrsfluss (Langzeitbelichtung).
Die Kamera stand direkt am Geländer, war auf ein Stativ montiert und war deutlich erkennbar auf die Autobahn gerichtet!
Hinter mir fährt ein… ja… lass ihn 18 gewesen sein… auf seinem Moped/Mofa (irgendwie sowas) vorbei.
Hält an. Steigt ab. Setzt seinen Helm ab. Kommt zu mir und fragt allen Ernstes, ob ich ihn gerade fotografiert habe – und er würde gerne das letzte Bild sehen, was ich gemacht habe!
Da ich kein Freund von unnötigen Diskussionen bin und das kein großer Aufwand war, habe ich ihm das Bild gezeigt- mit der Autobahn.
Außerdem diskutiere ich nicht gerne mit solcherlei Figuren, die offensichtliche Gegebenheiten ignorieren. Eine montierte Kamera auf einem Stativ löst du nicht einfach mal eben – selbst mit Schnellwechselplatte brauchst du grob geschätzt, mindestens 10sek. um die Kamera wieder zu montieren. Ohne Schnellwechselplatte dauert es wesentlich länger.
Ich für meinen Teil, habe von der Idee – so reizvoll sie auch sein mag – schon lange Abstand genommen, bzw. mich verabschiedet.
Streetfotografie wie zu Zeiten eines Henry Cartier-Bresson ist schon lange nicht mehr möglich. Wenn sie in Deutschland in dieser Form überhaupt einmal möglich war.
>>> Hier einige Werke von Cartier-Bresson
Noch eine Begebenheit aus meiner Praxis:
Vor einigen Jahren war ich in Wertheim, um Abends auf dem BR3 Partyschiff zu fotografieren. Es war noch Zeit, also fotografierte ich ein bisschen an der Kaimauer. Eine Nonne saß mit zwei Leuten auf einer Bank am Kai
„Sie haben uns jetzt aber nicht fotografiert?“ kam in eindeutig unfreundlichen Ton. Ich hatte die drei nicht mal gesehen!
Jedenfalls, ich von meiner Warte aus,
kann es nicht empfehlen.
Aber: selbstverständlich kann jeder machen, was er will!
Aber den feinen humorigen, mehrfach verlinkten Artikel – den kann und will ich gerne, allen an dem Thema interessierten, ans Herz tackern.
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